Die Schrecken des Eises und der Finsternis. Roman by Christoph Ransmayr

Die Schrecken des Eises und der Finsternis. Roman by Christoph Ransmayr

Autor:Christoph Ransmayr [Ransmayr, Christoph]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104032061
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2015-05-16T16:00:00+00:00


Ich habe dem Doktor Wache gehalten. Er ist ganz bewußtlos geworden und macht ein furchtbares Geheul in der Koje. Johann Haller

Das Befinden des Arztes hat sich in der Nacht von 27ten am 28ten bedeutend verändert, er bekam zwar keine Krämpfe mehr, sondern, wurde allem Anschein nach geisteskrank denn er spricht die ganze Nacht, und sieht alle möglichen Geister vor sich er ist den ganzen Tag in Dilirien. Otto Krisch

Dämonen. Dieses Übel ist den Heilern vertraut. Als Klotz und Haller für eine Stunde allein mit Kepes sind, gießen sie Alkohol über den linken Arm, den Herzarm, des Doktors und stecken den Phantasierenden in Brand. Die Heiler brüllen vor Lachen und Freude, als Kepes unter Schreckensschreien für einen Augenblick zu klarem Bewußtsein kommt – und dann in einen ruhigen Schlaf ohne Fieberträume zurücksinkt.

Als Kepes Tage später zu seinem ersten Spaziergang an Deck steigt, sagt Klotz, daß die Kräfte des Feuers den Ungarn von seinen Dämonen befreit und ihn aus der Verrücktheit in die Welt zurückgeholt hätten; aber vielleicht sei das gar kein so guter Dienst gewesen, denn diese Welt, was sei das schon für eine Welt.

Ihr Frühling ist stürmisch und manchmal so gleißend weiß, daß sie die Wüste nur durch die Sehschlitze der Gletscherbrillen nach günstigen Zeichen, nach Kanälen und Rissen, absuchen können. Sie bauen eine Sonnenterrasse aus Eisziegeln, auf der die Kranken windstille Nachmittage verbringen. Manchmal steigt die Temperatur innerhalb weniger Stunden von minus vierzig Grad Celsius bis über den Gefrierpunkt, und dann ist jede Träne Schmelzwasser, die von der Takelage tropft, ein Ereignis. Sie sehen sich schon unter Segeln. Ein Glückstag, als sich die ersten Eissturmvögel auf den Rahen niederlassen. Jetzt wird ihre Gefangenschaft bald zu Ende sein.

Der Schnee, der vorher wie sandiger Stein gewesen, beginnt feucht zu werden und läßt sich ballen, die ungewohnte Temperatur erscheint als unangenehme Schwüle, gleich der Sciroccoluft in unseren Gegenden und man fühlt sich beklommen in der dicken Pelzkleidung, die noch kurz vorher nur einen unvollkommenen Schutz gegen die intensive Kälte abgegeben. Dichter Dunst bedeckt den Himmel und erstickt um Mittag wie um Mitternacht jede Spur von Licht. Statt wie sonst in ganz feinen Nadeln, wird jetzt der Schnee in großen Flocken in enormen Massen abgesetzt, die, vom Wind aufgerafft, Alles begraben, was ihnen im Wege liegt. – Die Herrschaft der Wärme dauert aber nicht lange in jenen Regionen. Meistens schon innerhalb 48 Stunden wird der Wind schwächer und dreht sich langsam nach Norden, im dunklen Gewölke entstehen einzelne Oeffnungen, aus denen das Nordlicht und die Sterne hervorblitzen, es heitert sich auf und das Thermometer beginnt zu fallen. – Der Kampf ruht zwischen den streitenden Mächten der Luft. Doch nur für kurze Zeit! Wie in Wuth über den frechen Eindringling, dem er das Feld geräumt, bricht dann der eisige Schneesturm aus Norden, die Geißel des arktischen Reisenden, mit verdoppelter Gewalt herein … Die Luft ist so erfüllt mit Schnee, daß der Mensch nur mit abgewandtem Gesichte zu athmen vermag und dem sicheren Tode anheimfällt, wenn er dem Sturme schutzlos preisgegeben ist.

Ob der Himmel bewölkt



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